Gegenstand des Projekts Gesprochene Wissenschaftssprache (GWS) ist die mündliche Kommunikation im Studium. Wir beschäftigen uns dabei mit verschiedenen mündlichen Kommunikationsformen (u.a. Vorlesungen, Seminargespräche, Sprechstunden- und Prüfungsgespräche). Inhaltlich wird ein fächerübergreifender Ansatz vertreten, da sich die sprachlichen Handlungen und Mittel zwischen verschiedenen Fächern stark überschneiden und die Inhalte dazu genutzt werden, geeignete kommunikative Strategien und Techniken anzuwenden. Daher wird auf fächerübergreifende Konzepte wie das der alltäglichen Wissenschaftssprache (Ehlich 1993, 1999) im Bereich der Lexik zurückgegriffen.
Die inhaltlichen Überlegungen werden bei Tagungen präsentiert sowie in der Zusammenarbeit mit anderen Universitäten diskutiert und weiterentwickelt.
Das Projekt zählte zu den Gewinnern der 30. Runde im 5x5000-Wettbewerb der RUB. Eine Kurzbeschreibung des Projekts findet sich hier.
Projektdurchführung: Dr. Martin Wichmann, Juliane Michelini, Julia Tomczak (seit 2023, SHK), Tom Wesolowski (2020-2021, SHK), Nicole Budde und Sarah Becker (beide eTeam Digitalisierung, RUBeL, ZfW).
Sprechstunden- und Prüfungsgespräche bilden als zentrale mündliche Kommunikationsformen im Studium einen weiteren Schwerpunkt des Projekts.
Sprechstunden nehmen in der universitären Kommunikation als zentrales Element der Beratung und Prüfungsvorbereitung eine prominente Rolle ein. Leider zeigt sich hier nicht selten ein Vermeidungsverhalten internationaler Studierender. Sprechstunden werden nur selten oder gar nicht besucht. Wenn internationale Studierende Sprechstunden aufsuchen, ist es zudem keineswegs trivial, geeignete Anliegen zu identifizieren und diese sprachlich prägnant und angemessen zu kommunizieren (vgl. Rost-Roth 2003, König 2016, Saberi 2019). Neben der Formulierung von Anliegen ist der kommunikative Ablauf von Sprechstunden zentral.
In mündlichen Prüfungen müssen internationale Studierende ihre Fachkompetenz unter Zeitdruck zum Ausdruck bringen und in der Fremdsprache Deutsch schnell und kompetent sprachlich handeln. Hier kristallisiert sich der Studienerfolg internationaler Studierender besonders deutlich heraus, indem einzelne Module oder gar der Bachelor abgeschlossen werden sollen und diese Prüfungen über den weiteren Studienerfolg entscheiden. Prüfungsgespräche sind komplex: Sie weisen eine umfangreiche thematische Gliederung auf und umfassen eine z.T. sehr ausdifferenzierte Handlungsstruktur, die vor allem auf Frage-Antwort-Sequenzen basiert (vgl. Rahn 2022). Aus Sicht internationaler Studierender ist es wichtig, das komplexe Fragehandeln in Prüfungen zu erkennen und geeignete Strategien zu entwickeln, um z.B. Fragen inhaltlich angemessen zu verstehen und zu beantworten, Hilfestellungen (von Prüfenden) zu erkennen und mit eigenem Nicht-Wissen (kommunikativ) angemessen umzugehen.
Perspektivisch ist geplant, die Ergebnisse bei Tagungen vorzustellen.
Projektdurchführung: Juliane Michelini, Dr. Martin Wichmann