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  • Vorlesungen
  • Sprechstunden- und Prüfungsgespräche
  • Projekt Gesprochene Wissenschaftssprache (GWS)

    Gegenstand des Projekts Gesprochene Wissenschaftssprache (GWS) ist die mündliche Kommunikation im Studium. Wir beschäftigen uns dabei mit verschiedenen mündlichen Kommunikationsformen (u.a. Vorlesungen, Seminargespräche, Sprechstunden- und Prüfungsgespräche). Inhaltlich wird ein fächerübergreifender Ansatz vertreten, da sich die sprachlichen Handlungen und Mittel zwischen verschiedenen Fächern stark überschneiden und die Inhalte dazu genutzt werden, geeignete kommunikative Strategien und Techniken anzuwenden. Daher wird auf fächerübergreifende Konzepte wie das der alltäglichen Wissenschaftssprache (Ehlich 1993, 1999) im Bereich der Lexik zurückgegriffen.


    (c) RUB, Marquard

    Vorlesungen

    Vorlesungen kommt eine zentrale Rolle im Studium zu, sie sind besonders prominent im BA-Studium vertreten. Ganz zentral dienen sie der Wissensvermittlung (Brinkschulte 2015). Sprachlich sind sie hoch komplex, was sich u.a. an folgenden Aspekten zeigt: Technik des Mitschreibens, Multimodalität, hohe Quantität des Inputs, große Bandbreite an Sprecher:innen. Hochschuldidaktisch wird aktuell eine interaktive Ausrichtung von Vorlesungen gefordert (vgl. Hellermann 2016: 49-52). Sie changieren zwischen konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Koch/Oesterreicher 1985), da sie weitgehend monologisch ausgerichtet sind, aber auch punktuell interaktive Sequenzen aufweisen.

    Die Beschäftigung mit Vorlesungen als mündlicher Kommunikationsform bildet einen Schwerpunkt des Projekts. Im Mittelpunkt steht dabei das Hörverstehen von Vorlesungen. Aus fremdsprachendidaktischer Perspektive ist diese kommunikative Herausforderung – gerade in der Studieneingangsphase – zentral. Zugleich sind die Verstehensprozesse sehr komplex und voraussetzungsreich. Daher ist es sinnvoll, internationale Studierende bei dieser relevanten kommunikativen Herausforderung gezielt zu unterstützen.



    (c) RUB, Marquard

    Ziele des Projekts (vgl. Wichmann 2020):

    • Aufbau eines Korpus mit authentischen Daten aus Vorlesungsreihen der RUB
    • Konzeption einer Unterrichtsreihe zum Hörverstehen von Vorlesungen, das als Referenzdesign auch auf ähnliche Lernkontexte übertragbar ist
    • Gezielte Unterstützung internationaler Studierender bei den sprachlichen Herausforderungen von Vorlesungen durch die Arbeit mit authentischen Daten, was a) die Erstellung und Erprobung von Lehr-Lernmaterialien und b) das Erschließen neuer Lerngegenstände (z.B. Eristik, Interaktion in Form von Fragenhandlungen und Humor) umfasst

      Die inhaltlichen Überlegungen werden bei Tagungen präsentiert sowie in der Zusammenarbeit mit anderen Universitäten diskutiert und weiterentwickelt.
      Das Projekt zählte zu den Gewinnern der 30. Runde im 5x5000-Wettbewerb der RUB. Eine Kurzbeschreibung des Projekts findet sich hier.

      Projektdurchführung: Dr. Martin Wichmann, Juliane Michelini, Julia Tomczak (seit 2023, SHK), Veronika Wesolowski (2020-2021, SHK), Nicole Budde und Sarah Becker (beide eTeam Digitalisierung, RUBeL, ZfW).

    Literatur

    • Brinkschulte, Melanie (2015): (Multi-)mediale Wissensübermittlung in universitären Vorlesungen. Eine diskursanalytische Untersuchung am Beispiel der Wirtschaftswissenschaft. Heidelberg: Synchron.
    • Ehlich, Konrad (1993): Deutsch als fremde Wissenschaftssprache. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 19, 13-42.
    • Ehlich, Konrad (1999): Alltägliche Wissenschaftssprache. In: Info DaF 26, 1, 3-24.
    • Hellermann, Klaus (2016): Die gute Vorlesung. In: Stabsstelle Interne Fortbildung der Ruhr-Universität Bochum: Wissen, was zählt. Ideen für die Lehre. 2., überarb. u. erw. Aufl. Bochum: Ruhr-Universität Bochum, 49-52.
    • Koch, Peter / Oesterreicher, Wulf (1985): Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch 36, 15-43.
    • Wichmann, Martin (2020): Vorlesungen verstehen – Einblicke in ein Projekt zur gesprochenen Wissenschaftssprache in studienbegleitenden DaF-Kursen. In: GFL – German as a foreign language 3, 254-277.

    Sprechstunden- und Prüfungsgespräche

    Sprechstunden- und Prüfungsgespräche bilden als zentrale mündliche Kommunikationsformen im Studium einen weiteren Schwerpunkt des Projekts.
    Sprechstunden nehmen in der universitären Kommunikation als zentrales Element der Beratung und Prüfungsvorbereitung eine prominente Rolle ein. Leider zeigt sich hier nicht selten ein Vermeidungsverhalten internationaler Studierender. Sprechstunden werden nur selten oder gar nicht besucht. Wenn internationale Studierende Sprechstunden aufsuchen, ist es zudem keineswegs trivial, geeignete Anliegen zu identifizieren und diese sprachlich prägnant und angemessen zu kommunizieren (vgl. Rost-Roth 2003, König 2016, Saberi 2019). Neben der Formulierung von Anliegen ist der kommunikative Ablauf von Sprechstunden zentral.

    In mündlichen Prüfungen müssen internationale Studierende ihre Fachkompetenz unter Zeitdruck zum Ausdruck bringen und in der Fremdsprache Deutsch schnell und kompetent sprachlich handeln. Hier kristallisiert sich der Studienerfolg internationaler Studierender besonders deutlich heraus, indem einzelne Module oder gar der Bachelor abgeschlossen werden sollen und diese Prüfungen über den weiteren Studienerfolg entscheiden. Prüfungsgespräche sind komplex: Sie weisen eine umfangreiche thematische Gliederung auf und umfassen eine z.T. sehr ausdifferenzierte Handlungsstruktur, die vor allem auf Frage-Antwort-Sequenzen basiert (vgl. Rahn 2022). Aus Sicht internationaler Studierender ist es wichtig, das komplexe Fragehandeln in Prüfungen zu erkennen und geeignete Strategien zu entwickeln, um z.B. Fragen inhaltlich angemessen zu verstehen und zu beantworten, Hilfestellungen (von Prüfenden) zu erkennen und mit eigenem Nicht-Wissen (kommunikativ) angemessen umzugehen.


    Ziele des Projekts:

    • Entwicklung und Erprobung von Lehr-Lernmaterialien (u.a. auf der Basis frei zugänglicher Korpora)
    • Einbindung authentischer Audio- und Videoaufnahmen
    • exemplarische Erhebung von Videoaufnahmen (= in Form von Simulationssituationen im Kurs) und anschließende Didaktisierung


    Perspektivisch ist geplant, die Ergebnisse bei Tagungen vorzustellen.

    Projektdurchführung: Juliane Michelini, Dr. Martin Wichmann


    Literatur

    • König, Katharina (2016). Fragen in universitären Sprechstundengesprächen – Gesprächsanalyse und authentisches gesprochenes Deutsch im DaF-Unterricht. In: Info DaF, 43, 1, 55–88.
    • Rahn, Stefan (2022): Universitäre Prüfungsgespräche mit deutschen und internationalen Studierenden. Eine diskursanalytische Studie aus der Perspektive von Deutsch als Fremdsprache. Tübingen: Stauffenburg.
    • Rost-Roth, Martina (2003): Anliegensformulierungen: Aufgabenkomplexe und sprachliche Mittel. Analysen zu Anliegensformulierungen von Muttersprachlern und Nichtmuttersprachlern am Beispiel von Beratungsgesprächen und Antrags-Bearbeitungs-Gesprächen im Hochschulkontext. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 8, 2/3, 187-209.
    • Saberi, Roshanak (2019): Interkulturelle Kommunikation an deutschen Hochschulen am Beispiel von Sprechstundengesprächen. Ein diskursanalytisch fundiertes Angebot zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit internationaler Studierender. Tübingen: Narr.